Mittwoch, 22. Januar 2014

Zum Karriereende von Martin Schmitt

Zum Karriereende von Martin Schmitt

Schon seit dem Sommer des letzten Jahres ist klar, dass spätestens nach dieser Saison Schluss ist für Martin Schmitt und seine Karriere als aktiver Springer. Doch zuvor hatte der 35-jährige noch ein großes Ziel: Seine 5. Olympischen Spiele.  

Die klare Vorgabe allerdings:  Zunächst soll er dazu im Continental Cup überzeugen um erst einmal in der Nationalen Gruppe bei der Vierschanzentournee springen zu dürfen. Vielleicht nicht restlos überzeugend aber gut genug sprang er dann auch. Qualifiziert in Oberstdorf und in Garmisch. In Oberstdorf das Aus im 1. Durchgang doch in Garmisch konnte er sich beim Neujahrsspringen mit ganz viel Glück in den 2. Durchgang retten. Am Ende Platz 27. Eine respektable Leistung, aber nicht überzeugend genug, um einen der 7 Startplätze bei dem Rest der Tournee zu ergattern. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten schon 7 Springer die Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele geschafft. Nun war also klar: Schmitt wird es nicht zu Olympia schaffen. Das Neujahrsskispringen in Garmisch-Partenkirchen war also eine Art Abschiedsspringen. 

Am 01. Februar soll Schmitt nun verabschiedet werden – beim Weltcupspringen in Willingen. Immer sehr gut besucht – immer eine super Stimmung, die Nachwirkungen des Skisprungbooms, den Schmitt und Hannawald vor gut 15 Jahren in Deutschland auslösten.  Ein Boom, ohne den Springer wie Andreas Wellinger oder Marinus Kraus wohl nicht mit dem Skispringen angefangen hätten. Hier schließt sich der Kreis. Die beiden werden in Sotchi um die Medaillen für Deutschland kämpfen.

52 Einzelpodestplatzierungen im Weltcup, darunter 28 Einzelsiege – so viele wie kaum ein anderer deutscher Skispringer.  Dazu kommen 4 Weltmeistertitel (2 im Einzel und 2 im Team),  3mal Silber (2 Einzel & 1 im Team) und 3mal Bronze im Team bei Nordischen Skiweltmeisterschaften, Silber bei den Skiflugweltmeisterschaften, Gold und 2mal Silber bei Olympischen Spielen im Teamwettbewerb. Macht insgesamt 14 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.  Dazu kommen 2 Weltcupgesamtsiege in den Jahren 1998/1999 und 1999/2000.

Sein erstes Weltcupspringen bestritt Schmitt in Innsbruck 1997. Sein erster Weltcupsieg folgte im November 1998 in Lillehammer, der letzte dann im März 2002 in Lathi. Der ist also fast 12 Jahre her, eine Knieoperation warf ihn damals zurück und trotzdem hat Martin Schmitt sich mit viel Mut und Willen immer wieder zurück bis an die Weltspitze gekämpft. So war er bis zum Jahr 2011 an allen Teammedaillen beteiligt, die die deutsche Mannschaft erreichte. Bei der Weltmeisterschaft 2009 holte Schmitt sogar sensationell die Silbermedaille im Einzel von der Großschanze.  

Unvergessen wird für mich der Teamwettkampf  von der Großschanze in Salt Lake City 2002 bleiben. Damals gelang es Stephan Hocke, Michael Uhrmann und Martin Schmitt den Sieg zu erringen. Mit einer Winzigkeit von 0.1 Punkten Vorsprung vor den Finnen – den Martin Schmitt mit seinem letzten Sprung rettete.  Auch die vielen Weltcupsiege habe ich noch in meiner Erinnerung, insbesondere seinen letzten. An eine Zeit, in der Martin Schmitt noch nicht im Weltcup gesprungen ist kann ich mich also nicht erinnern, in meiner Erinnerung springt er schon immer. Das ist nun vorbei. Jahrelang hab ich mich immer wieder gefreut, wenn er es wiedermal geschafft hat auf den Punkt zu einem Großereignis so fit wie möglich zu sein. All die Jahre habe ich deswegen auch immer weiter an ihn geglaubt. Diese Zeit ist nun vorbei.

Viele sagen, dass der Rücktritt viel zu spät kommt, schon in den letzten Jahren wurden Stimmen laut, Schmitt würde den Platz nicht frei machen für jüngere Springer. Die Realität aber ist: Zunächst gab es da keine jungen Talente. Diejenigen die es gab wurden viel zu früh verheizt, schon mit 16 oder 17 Jahren zu Weltmeisterschaften geschickt (Tobias Bogner und  Kevin Horlacher 2007). Zudem drängte sich im weiteren Verlauf nie ein oder genügend  junger Springer so auf, dass er Schmitts Platz hätte gefährden können, der sich immer wieder zurückkämpfte. Seit der Saison 2011/2012 kämpfte sich Schmitt immer wieder über den Continental Cup zurück ins Weltcupteam, wo eben zunächst auch einmal die jüngeren Springer eine Chance bekamen. Dass Schmitt an allen deutschen Medaillen im Team bis zur Saison 2010/2011 beteiligt war spricht auch dafür, dass ein Martin Schmitt eben auch in den letzten Jahren noch gebraucht wurde, ein wichtiger Teil der deutschen Mannschaft war – auch ohne dass er weitere Weltcupsiege errungen hat. 

Wenn in Sotchi das junge deutsche Team bestehend aus Severin Freund (25), Richard Freitag (22), Andreas Wellinger (18), Marinus Kraus (22) und Andreas Wank (25) um die Medaillen kämpfen, wird auch Schmitt seinen Anteil daran haben:  Mit seinen Erfolgen in den Jahren 1998 bis 2002 löste er einen Skisprungboom aus und wurde somit sicherlich auch zu einem Vorbild und zum Ansporn für die heutige deutsche  Olympiamannschaft.

Martin Schmitt macht übrigens gerade eine Trainerausbildung und vermutlich wird man ihn bald wieder an den Schanzen antreffen können – dann eben nicht mehr als aktiver Springer, aber als Trainer, der seinen Springern viel Erfahrung und vor allen Dingen den Willen, immer weiter an sich zu arbeiten, sehr gut vermitteln kann.


Danke Martin!