Zum Karriereende von Martin Schmitt
Schon seit dem Sommer des letzten Jahres ist klar, dass
spätestens nach dieser Saison Schluss ist für Martin Schmitt und seine Karriere
als aktiver Springer. Doch zuvor hatte der 35-jährige noch ein großes Ziel:
Seine 5. Olympischen Spiele.
Die klare
Vorgabe allerdings: Zunächst soll er
dazu im Continental Cup überzeugen um erst einmal in der Nationalen Gruppe bei
der Vierschanzentournee springen zu dürfen. Vielleicht nicht restlos überzeugend aber gut genug sprang er dann auch.
Qualifiziert in Oberstdorf und in Garmisch. In Oberstdorf das Aus im 1.
Durchgang doch in Garmisch konnte er sich beim Neujahrsspringen mit ganz viel
Glück in den 2. Durchgang retten. Am Ende Platz 27. Eine respektable Leistung,
aber nicht überzeugend genug, um einen der 7 Startplätze bei dem Rest der
Tournee zu ergattern. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten schon 7 Springer die
Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele geschafft. Nun war also klar:
Schmitt wird es nicht zu Olympia schaffen. Das Neujahrsskispringen in
Garmisch-Partenkirchen war also eine Art Abschiedsspringen.
Am 01. Februar soll
Schmitt nun verabschiedet werden – beim Weltcupspringen in Willingen. Immer sehr
gut besucht – immer eine super Stimmung, die Nachwirkungen des Skisprungbooms,
den Schmitt und Hannawald vor gut 15 Jahren in Deutschland auslösten. Ein Boom, ohne den Springer wie Andreas
Wellinger oder Marinus Kraus wohl nicht mit dem Skispringen angefangen hätten.
Hier schließt sich der Kreis. Die beiden werden in Sotchi um die Medaillen für
Deutschland kämpfen.
52 Einzelpodestplatzierungen im Weltcup, darunter 28 Einzelsiege
– so viele wie kaum ein anderer deutscher Skispringer. Dazu kommen 4 Weltmeistertitel (2 im Einzel
und 2 im Team), 3mal Silber (2 Einzel &
1 im Team) und 3mal Bronze im Team bei Nordischen Skiweltmeisterschaften, Silber
bei den Skiflugweltmeisterschaften, Gold und 2mal Silber bei Olympischen
Spielen im Teamwettbewerb. Macht insgesamt 14 Medaillen bei Weltmeisterschaften
und Olympischen Spielen. Dazu kommen 2
Weltcupgesamtsiege in den Jahren 1998/1999 und 1999/2000.
Sein erstes Weltcupspringen bestritt Schmitt in Innsbruck
1997. Sein erster Weltcupsieg folgte im November 1998 in Lillehammer, der
letzte dann im März 2002 in Lathi. Der ist also fast 12 Jahre her, eine
Knieoperation warf ihn damals zurück und trotzdem hat Martin Schmitt sich mit
viel Mut und Willen immer wieder zurück bis an die Weltspitze gekämpft. So war
er bis zum Jahr 2011 an allen Teammedaillen beteiligt, die die deutsche
Mannschaft erreichte. Bei der Weltmeisterschaft 2009 holte Schmitt sogar
sensationell die Silbermedaille im Einzel von der Großschanze.
Unvergessen wird für mich der Teamwettkampf von der Großschanze in Salt Lake City 2002
bleiben. Damals gelang es Stephan Hocke, Michael Uhrmann und Martin Schmitt den
Sieg zu erringen. Mit einer Winzigkeit von 0.1 Punkten Vorsprung vor den Finnen
– den Martin Schmitt mit seinem letzten Sprung rettete. Auch die vielen Weltcupsiege habe ich noch in
meiner Erinnerung, insbesondere seinen letzten. An eine Zeit, in der Martin
Schmitt noch nicht im Weltcup gesprungen ist kann ich mich also nicht erinnern,
in meiner Erinnerung springt er schon immer. Das ist nun vorbei. Jahrelang hab
ich mich immer wieder gefreut, wenn er es wiedermal geschafft hat auf den Punkt
zu einem Großereignis so fit wie möglich zu sein. All die Jahre habe ich
deswegen auch immer weiter an ihn geglaubt. Diese Zeit ist nun vorbei.
Viele sagen, dass der Rücktritt viel zu spät kommt, schon in
den letzten Jahren wurden Stimmen laut, Schmitt würde den Platz nicht frei
machen für jüngere Springer. Die Realität aber ist: Zunächst gab es da keine
jungen Talente. Diejenigen die es gab wurden viel zu früh verheizt, schon mit
16 oder 17 Jahren zu Weltmeisterschaften geschickt (Tobias Bogner und Kevin Horlacher 2007). Zudem drängte sich im
weiteren Verlauf nie ein oder genügend junger Springer so auf, dass er Schmitts Platz
hätte gefährden können, der sich immer wieder zurückkämpfte. Seit der Saison
2011/2012 kämpfte sich Schmitt immer wieder über den Continental Cup zurück ins
Weltcupteam, wo eben zunächst auch einmal die jüngeren Springer eine Chance bekamen.
Dass Schmitt an allen deutschen Medaillen im Team bis zur Saison 2010/2011
beteiligt war spricht auch dafür, dass ein Martin Schmitt eben auch in den
letzten Jahren noch gebraucht wurde, ein wichtiger Teil der deutschen
Mannschaft war – auch ohne dass er weitere Weltcupsiege errungen hat.
Wenn in Sotchi das junge deutsche Team bestehend aus Severin
Freund (25), Richard Freitag (22), Andreas Wellinger (18), Marinus Kraus (22)
und Andreas Wank (25) um die Medaillen kämpfen, wird auch Schmitt seinen Anteil
daran haben: Mit seinen Erfolgen in den
Jahren 1998 bis 2002 löste er einen Skisprungboom aus und wurde somit
sicherlich auch zu einem Vorbild und zum Ansporn für die heutige deutsche Olympiamannschaft.
Martin Schmitt macht übrigens gerade eine Trainerausbildung
und vermutlich wird man ihn bald wieder an den Schanzen antreffen können – dann
eben nicht mehr als aktiver Springer, aber als Trainer, der seinen Springern
viel Erfahrung und vor allen Dingen den Willen, immer weiter an sich zu
arbeiten, sehr gut vermitteln kann.
Danke Martin!